诗歌选读——夏天SchwüleConrad F. MeyerTrüb verglomm der schwüle Sommertag, Dumpf und traurig tönt mein Ruderschlag - Sterne, Sterne - Abend ist es ja - Sterne, warum seid ihr noch nicht da? Bleich das Leben! Bleich der Felsenhang! Schilf, was flüsterst du so frech und bang? Fern der Himmel und die Tiefe nah - Sterne, warum seid ihr noch nicht da? Eine liebe, liebe Stimme ruftMich beständig aus der Wassergruft - Weg, Gespenst, das oft ich winken sah! Sterne, Sterne, seid ihr nicht mehr da? Endlich, endlich durch das Dunkel bricht - Es war Zeit! - ein schwaches Flimmerlicht - Denn ich wußte nicht wie mir geschah. Sterne, Sterne, bleibt mir immer nah!Friedrich HebbelIch sah des Sommers letzte Rose stehn,Sie war, als ob sie bluten könnte, rotDa sprach ich schaudernd im Vorübergehn: So weit im Leben, ist zu nah dem Tod!Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,Nur leise strich ein weißer Schmetterling; Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag bewegte, sie empfand es und verging.Friedrich HölderlinWenn dann vorbei des Frühlings Blüte schwindet,So ist der Sommer da, der um das Jahr sich windet. Und wie der Bach das Tal hinuntergleitet,So ist der Berge Pracht darum verbreitet.Dass sich das Feld mit Pracht am meisten zeiget,Ist, wie der Tag, der sich zum Abend neiget;Wie so das Jahr verweilt, so sind des Sommers Stunden Und Bilder der Natur dem Menschen oft verschwunden.SommerGeorg TraklAm Abend schweigt die Klage des Kuckucks im Wald. Tiefer neigt sich das Korn, der rote Mohn. Schwarzes Gewitter drohtüber dem Hügel.Das alte Lied der Grille erstirbt im Feld.Nimmer regt sich das Laub der Kastanie,auf der Wendeltreppe rauscht dein Kleid.Stille leuchtet die Kerzeim dunkeln Zimmer.Eine silberne Handlöschte sie aus. Windstille, sternlose Nacht.SommerabendHeinrich HeineDämmernd liegt der Sommerabend Über Wald und grünen Wiesen; Goldner Mond, am blauen Himmel, Strahlt herunter, duftig labend.An dem Bache zirpt die Grille,Und es regt sich in dem Wasser, Und der Wandrer hört ein Plätschern, Und ein Athmen in der Stille.Dorten, an dem Bach alleine, Badet sich die schöne Elfe;Arm und Nacken, weiß und lieblich, Schimmern in dem Mondenscheine.BlütenreifeHugo von HofmannsthalDie Blüten schlafen am BaumeIn schwüler, flüsternder Nacht,Sie trinken in duftigem TraumeDie flimmernde, feuchte Pracht.Sie trinken den lauen Regen,Den glitzernden Mondenschein,Sie zittern dem Licht entgegen,Sie saugen es taumelnd ein:Sie sprengen die schweigende Hülle Und gleiten berauscht durch die Luft Und sterben an der FülleVon Glut und Glanz und Duft.Das war die Nacht der Träume,Der Liebe schwül gärende Nacht,Da sind mit den Knospe n der Bäume Auch meine Lieder erwacht.Sie sprengten die schweigende Hülle Und glitten berauscht durch die Luft Und starben an der FülleVon Glut und Glanz und Duft.MondnachtJoseph von EichendorffEs war, als hätt der Himmeldie Erde still geküsst,dass sie im Blütenschimmervon ihm nun träumen müsst.Die Luft ging durch die Felder,die Ähren wogten sacht,es rauschten leis die Wälder,so sternklar war die Nacht.Und meine Seele spannteweit ihre Flügel aus,flog durch die stillen Lande,als flöge sie nach Haus.SommergesangPaul GerhardtGeh aus mein Herz und suche Freud In dieser lieben SommerzeitAn deines Gottes Gaben:Schau an der schönen Garten-Zier Und siehe wie sie mir und dirSich ausgeschmücket haben.Die Bäume stehen voller LaubDas Erdreich decket seinen Staub Mit einem grünen Kleide: Narcissus und die TulipanDie ziehen sich viel schöner anAls Salomonis Seide.Die Lerche schwingt sich in die Luft Das Täublein fleucht aus seiner Kluft Und macht sich in die Wälder:Die hochbegabte NachtigallErgötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Tal und Felder.Die Glucke führt ihr Völklein aus,Der Storch baut und bewohnt sein Haus, Das Schwälblein speisst ihr Jungen:Der schnelle Hirsch, das leichte Reh'Ist froh und kommt aus seine r HöhIns tiefe Gras gesprungen.Die Bächlein rauschen in dem SandUnd mahlen sich und ihren RandMit schattenreichen Myrten:Die Wiesen liegen hart dabeiUnd klingen ganz von LustgeschreiDer Schaf und ihrer Hirten.Die unverdrossne Bienenschar Zeucht hin und her, sucht hier und dar Ihr edle Honigspeise:Des süssen Weinstocks starker Saft Kriegt täglich neue Stärk und KraftIn seinem schwachen Reise.Der Weizen wächset mit GewaltDarüber jauchzet jung und alt,Und rühmt die grosse GüteDess, der so überflüssig labt'Und mit so manchem Gut begabt Das menschliche Gemüte.Ich selbsten kann und mag nicht ruhn: Des grossen Gottes grosses Tun Erweckt mir alle Sinnen:Ich singe mit, wenn alles singt,Und lasse was dem höchsten klingt Aus meinem Herzen rinnen.Ach denk ich, bist du hier so schön,Und lässt du's uns so lieblich gehn Auf dieser armen Erden:Was will doch wohl nach dieser Welt Dort in dem reichen Himmelszelt Und güldnem Schlosse werden?Welch hohe Lust, welch heller Schein Wird wohl in Christi Garten sein?Wie muss es da wohl klingen,Da so viel tausend Seraphim,Mit eingestimmtem Mund und Stimm Ihr Alleluja singen.O wär ich da! o stünd ich schon,Ach süsser Gott, für deinen Thron Und trüge meine Palmen;So wollt' ich nach der Engel WeisErhöhen deines Namens PreisMit tausend schönen Psalmen.Doch will ich gleichwohl, weil ich noch Hier träge dieses Leibes-Joch,Auch nicht gar stille schweigen:Mein Herze soll sich fort und fort, An diesem und an allem Ort,Zu deinem Lobe neigen.Hilf nur, und segne meinen Geist Mit Segen, der von Himmel fleusst, Dass ich dir stetig blühe:Gib, dass der Sommer deiner Gnad' In meiner Seelen früh und spat Viel Glaubensfrücht erziehe.Mach in mir deinem Geiste Raum, Dass ich dir werd' ein guter Baum, Und lass mich wohl bekleiben: Verleihe, dass zu deinem Ruhm Ich deines Gartens schöne Blum Und Pflanze möge bleiben.Erwehle mich zum Paradies,Und lass mich bis zur letzten Reis An Leib und Seele grünen:So will ich dir und deiner Ehr Allein, und sonsten keinem mehr,Hier und dort ewig dienen.SommersneigeGeorg TraklDer grüne Sommer ist so leiseGeworden, dein kristallenes Antlitz.Am Abendweiher starben die Blumen,Ein erschrockener Amselruf.Vergebliche Hoffnung des Lebens.Schon rüstet Zur Reise sich die Schwalbe im Haus Und die Sonne versinkt am Hügel;Schon winkt zur Sternenreise die Nacht.Stille der Dörfer; es tönen ringsDie verlassenen Wälder. Herz,Neige dich nun liebenderÜber die ruhige Schläferin.Der grüne Sommer ist so leiseGeworden und es läutet der SchrittDes Fremdlings durch die silberne Nacht.Gedichte ein blaues Wild seines Pfads, Des Wohllauts seiner geistlichen Jahre!Hinter den TannenTheodor StormSonnenschein auf grünem Rasen, Krokus drinnen blau und blass;Und zwei Mädchenhände tauchen Blumen pflückend in das Gras.Und ein Junge kniet daneben,Gar ein übermütig Blut,Und sie schaun sich an und lachen -O wie kenn ich sie so gut!Hinter jenen Tannen war es,Jene Wiese schließt es einSchöne Zeit der Blumensträuße, Stiller Sommersonnenschein!Schöne JunitageDetlev von LiliencronMitternacht, die Gärten lauschen,Flüsterwort und Liebeskuss,bis der letzte Klang verklungen, weil nun alles schlafen muss - Flussüberwärts singt eine Nachtigall.Sommergrüner Rosengarten, sonnenweisse Stromesflut, sonnenstiller Morgenfriede,der auf Baum und Beeten ruht - Flussüberwärts singt eine Nachtigall.Strassentreiben, fern, verworren,reicher Mann und Bettelkind,Myrtenkränze, Leichenzüge,tausendfältig Leben rinnt -Flussüberwärts singt eine Nachtigall.Langsam graut der Abend nieder,milde wird die harte Welt,und das Herz macht seinen Frieden,und zum Kinde wird der Held -Flussüberwärts singt eine Nachtigall.Einen Sommer langDetlev von LiliencronZwischen Roggenfeld und HeckenFührt ein schmaler Gang,Süßes, seliges VersteckenEinen Sommer lang.Wenn wir uns von ferne sehenZögert sie den Schritt,Rupft ein Hälmchen sich im Gehen, Nimmt ein Blättchen mit.Hat mit Ähren sich das Mieder Unschuldig geschmückt,Sich den Hut verlegen niederIn die Stirn gerückt.Finster kommt sie langsam näher, Färbt sich rot wie Mohn,Doch ich bin ein feiner Späher, Kenn die Schelmin schon.Noch ein Blick in Weg und Weite, Ruhig liegt die Welt,Und es hat an ihre SeiteMich der Sturm gesellt.Zwischen Roggenfeld und Hecken Führt ein schmaler Gang,süßes, seliges VersteckenEinen Sommer lang.。